
Darstellung einer journalistischen Erfahrung aus dem Blog “Die Brücke der Freundschaft”
Vladimir Mitev
Dieser Artikel ist eine leicht verbesserte Version einer Publikation, die auf einer Konferenz zum Thema Journalismus der Universität Veliko Tarnovo im November 2018 präsentiert wurde.
Die EU betrachtet den Begriff “Grenze” auf eine neue Art und Weise. Von einer die Völker trennenden Mauer verwandelt sich die europäische Grenze in eine magische Linie, hinter der die Verständigung, das Bekanntmachen und die Zusammenarbeit mit den Nachbarn beginnen. Die “Überschreitung der Grenze” wird zum Objekt einer Vielzahl von Berichten und Strategien der Union, die auf grenzüberschreitende Verbindungen hofft (siehe zum Beispiel Europäische Kommission 2017: 1 und 2017:2).
Laut einer Mitteilung der Europäischen Kommission an den Europäischen Rat und das Europäische Parlament vom 20. September 2017 machen die Regionen mit Binnengrenzen in der EU 40% des Territoriums der EU aus. Innerhalb dieser Grenzen leben 30% der Bevölkerung – 150 Millionen Menschen. Diese erwirtschaften 30% des BIP der EU. 1,3 Millionen Arbeitnehmer reisen grenzüberschreitend, um zur Arbeit zu gehen (Europäische Kommission 2017: 3).
Die europäischen Grenzen werfen auch das Problem des grenzüberschreitenden öffentlichen Raums auf (Heinderyckx, François 2016). Genau hier kann der grenzüberschreitende Journalismus eine besondere Rolle spielen.
Objekt, Zweck und Methoden der Untersuchung
Diese Veröffentlichung betrachtet das Problem des grenzüberschreitenden Journalismus im europäischen, balkanischen und bulgarischen Kontext – eine Praxis, die sich derzeit etabliert und immer beliebter wird. Die Hauptmethode der Untersuchung ist die Sekundärforschung. Es wurden Angaben zu den Besucherzahlen des Blogs „Die Brücke der Freundschaft“ für den Zeitraum September 2015 – Januar 2019 verwendet. Der Blog illustriert eine spezifischere Herangehensweise an den grenzüberschreitenden Journalismus nördlich und südlich der Donau. Die Veröffentlichung verfolgt das Ziel, die Notwendigkeit eines grenzüberschreitenden Journalismus aufzuzeigen und zu veranschaulichen, der nicht so sehr als Untersuchung von Journalisten aus verschiedenen Ländern verstanden wird, sondern als Mittel zur Schaffung und Erweiterung der gemeinsamen Medien und des öffentlichen Raums zwischen den Nachbarn in der Region.
Eine der Pioniere dieses Genres auf europäischer Ebene – die Deutsche Brigitte Alfter, definiert den grenzüberschreitenden Journalismus folgendermaßen: “Journalisten aus verschiedenen Ländern untersuchen ein Thema, das in ihrem Land aktuell ist. Sie sammeln und tauschen Informationen und Dokumentationen aus, die von ihnen kontrolliert und untereinander ergänzt werden, um Ergebnisse zu erhalten, die für deren regionales, nationales oder internationales Auditorium relevant sind. “(European Journalism Observatory 2018) Diese Definition gilt für die Art von grenzüberschreitendem Journalismus, die durch Untersuchungen der Sorte „Panama Papiere“ berühmt wurde, über die Nutzung von Offshore-Zonen durch weltbekannte Politiker, Geschäftsleute und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. Im Rahmen dieser Untersuchung haben Journalisten der Süddeutschen Zeitung in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Netzwerk investigativer Journalisten 2,6 Terabyte an Daten verarbeitet. An der Untersuchung sind 400 Journalisten aus 100 Medienorganisationen in 80 Ländern beteiligt. (Süddeutsche)
Dem grenzüberschreitenden Journalismus können auch andere Medieninitiativen zugeordnet werden, wie zum Beispiel Fernsehsender der Art des deutsch-französischen öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders Arte, in denen neben der Berichterstattung über grenzüberschreitende Themen auch ein Austausch zwischen den journalistischen Kulturen französischer und deutscher Journalisten stattfindet, die in ein und denselben Redaktionen arbeiten (Grieves, Kevin 2012). Journalismus auf dem Balkan, der Grenzen überschreitet und danach strebt, einen grenzüberschreitenden öffentlichen Raum zu schaffen, wird beispielsweise über die Webseite BalkanInsight.com betrieben, die sich insbesondere auf den westlichen Balkan fokussiert und mit betontem Akzent über aktuelle politische Themen schreibt.
In diesem Kontext werden die bulgarischen Experimente in Bezug auf grenzüberschreitende Medien interessant. Der Autor des Artikels ist auch Chefredakteur des rumänisch-bulgarischen Blogs “Die Brücke der Freundschaft” (https://movafaq.wordpress.com), der im September 2015 ins Leben gerufen wurde. “Die Brücke der Freundschaft” ist ein grenzüberschreitender Blog für Nachrichten, Analysen und Kommentare, der in rumänischer, bulgarischer und manchmal in englischer Sprache unterhalten wird. Forschungsobjekt, soweit dem Blog dessen Umsetzung gelingt, ist ein neuer Typ grenzüberschreitender Journalismus, der in die Idee der Schaffung eines grenzüberschreitenden öffentlichen Raums passt und zu einem besseren Verständnis der Nachbarn und des öffentlichen Wandels beiträgt.
Im Westen ist das Konzept für einen grenzüberschreitenden Journalismus (cross-border journalism), das ein ausgeprägtes Ermittlungselement aufweist, populär. Im Gegensatz dazu realisiert der grenzüberschreitende Journalismus des Blogs „Die Brücke der Freundschaft“ einen öffentlichen Wandel, ohne dass Software genutzt und Datenmassive verarbeitet werden. Das Wichtige dabei ist, im Online-Raum den Geist der Offenheit über die Grenze hinaus darzustellen, unterschiedliche Themen aus bulgarisch-rumänischer Sicht zu problematisieren, qualitativ hochwertige journalistische Artikel und Interviews zu präsentieren.
Westlicher grenzüberschreitender Journalismus und seine lokalen Grenzen
“Wenn Politik, Wirtschaft und Kriminalität über Grenzen hinweg handeln, müssen Journalisten dasselbe tun”, schreibt die deutsche Journalistin Brigitte Alfter in ihrem “Handbuch für grenzüberschreitenden Journalismus”, das 2015 in dänischer und 2017 in deutscher Sprache veröffentlicht wurde (siehe Darstellung in: Halem Verlag 2017), und ein Druck in englischer Sprache steht bevor. Ein Aufsehen erregendes klassisches Beispiel für derartige Bemühungen ist die Untersuchung „Panama Papiere“ über die Nutzung von Offshore-Zonen durch weltbekannte Politiker, Geschäftsleute und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens.
Sowohl das Beispiel als auch die Definition verweisen auf zwei Hauptelemente in dem sich gegenwärtig in der Welt durchsetzenden Verständnis für grenzüberschreitenden Journalismus: Er ist das Ergebnis der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit von Kollegen aus verschiedenen Ländern, und er hat ermittelnden Charakter. Im Jahre 2005 gründete Brigitte Alfter zusammen mit ihrem Kollegen Niels Mulvad das europaweit ermittelnde Journalistennetzwerk FarmSubsidy (Farm Subsidy 2017), welches aufdeckte, dass die Agrarsubventionen der EU nicht so sehr die kleinen Landwirte als vielmehr die Großunternehmen begünstigen. Alfter wurde auch von den Vorstandsmitgliedern des Pascal Decroos Fund angeworben, um den ersten europäischen Fonds zur Unterstützung des grenzüberschreitenden Journalismus zu entwickeln (Journalism Fund, 2019).
Der westliche grenzüberschreitende Journalismus hat seine Erreichbarkeitsgrenzen, wenn er in der bulgarischen Gesellschaft angewandt wird. In der Regel ist dieser von investigativem Charakter. Obligatorisch schließt er die Zusammenarbeit von Journalisten aus verschiedenen Ländern ein. Die veröffentlichten Artikel stellen eine gemeinsame Leistung dar und resultieren aus dem Austausch von Informationen und der Zusammenarbeit. Er setzt auch einen Überblick über Informationsmassive voraus. Die Journalisten halten sich dabei von dem Objekt ihres Interesses fern und analysieren es unparteiisch. So agieren sie als “Wachhunde” – sie greifen ein, um Abweichungen in den öffentlichen Verhältnissen zu korrigieren.
“Bivol” und „Rise Project“ (Rumänien) arbeiten im Rahmen der Ermittlungen zu Betrügereien bei der Inanspruchnahme von Mitteln aus europäischen Fonds erfolgreich zusammen. Aber trotz ihrer professionellen Arbeit hinsichtlich der Aufklärung der Fälle, wie die Affären der First Investment Bank, ruft die GP Group in ihrer Tätigkeit “Bivol” auch einen umgekehrten Effekt hervor. Vor dem Hintergrund einer apathischen Gesellschaft mit Institutionen, denen kein großes Vertrauen entgegengebracht wird, übernehmen die grenzüberschreitenden Journalisten die Rolle von Staatsanwälten und Richtern. Anstatt, dass deren Überaktivität eine Reaktion der Institutionen und der Gesellschaft provoziert, verstärkt diese eher die Apathie in der Gesellschaft. Mit jeder Enthüllung überzeugen sich die Menschen davon, dass “alle schamlose Kerle“ sind, und die einzig mögliche Veränderung darin besteht, dass die einen korrupten Eliten einfach durch andere ersetzt werden. Die Zuschauer geben sich damit zufrieden, dass sich im Fernsehen der nächste Skandal abspielt, ohne das Gefühl zu haben, dass dieses Spiel auf dem kleinen Bildschirm sie tatsächlich betrifft. In diesem Geiste ist auch das Phänomen “Gospodari na efira” interessant, bei dem “Untersuchungen” als Reality-Show vorgespielt werden, aber manchmal sind darin auch Theaterelemente offensichtlich.
Auf der Suche nach Veränderung – Bulgarische grenzüberschreitende Medien
Es stellt sich heraus, dass die gesellschaftliche Veränderung nicht einfach dadurch eintritt, wenn weitere Sünden des Übergangs ans Tageslicht gebracht werden. Was ist jedoch Veränderung und wie kann sie erreicht werden? Der Veränderungstheoretiker Robert I. Quinn behauptet, dass das Bedürfnis nach tiefgreifender Veränderung dort entsteht, wo Divergenz und Dissonanz zwischen den verschiedenen Elementen auftreten, die die Umgebung des Individuums bilden (Walker Keith). In diesem Sinne ist die Veränderung eine spirituelle Anstrengung, die verbunden ist mit dem Zurücklegen eines Weges, dem Geraten in eine unbekannte Situation und der rasenden Suche nach originellen kreativen Lösungen, die zur Wiederentdeckung der eigenen Persönlichkeit und der Wahrheit über die Welt und die Gesellschaft führen. In diesem Falle müsste die Veränderung – in den Medien bzw. in der Gesellschaft, mit der Schaffung eines neuen Raums, eines neuen Gesichtspunktes, eines neuen Subjekts verbunden sein, dessen Aktivität und Botschaften einen Modernisierungseffekt haben.
Der grenzüberschreitende Journalismus des Blogs “Die Brücke der Freundschaft” entsteht gerade aus dem Bedürfnis heraus, einen grenzüberschreitenden öffentlichen Raum zu suchen, auf dem Weg von Entdeckungen zu gehen, den in den nationalen Medien Rumäniens und Bulgarien unterschätzten Trend der Annäherung zwischen Rumänen und Bulgaren widerzuspiegeln. Der Blog passt in eine Gruppe von einigen anderen Medien, die in einem gewissen Sinne ähnlich sind:
– Glaspress (https://www.glaspress.rs/) ist ein Medium von und für Bulgaren im ehemaligen Jugoslawien und in der ehemaligen UdSSR. Glaspress-Journalisten sind Bulgaren dieser beiden großen geopolitischen Räume und geben einen für den bulgarischen Medienraum einzigartigen Einblick vom Leben der bulgarischen Gemeinschaften auf dem westlichen Balkan und in der ehemaligen UdSSR. Der Großteil der Artikel ist in bulgarischer Sprache und in einigen Fällen auch in serbischer Sprache veröffentlicht. Das Medium hat eine “krass“ ausgeprägte (geo-) politische Haltung – russische oder serbische Interessen werden oft als den bulgarischen entgegengesetzt angesehen. Dadurch ist es jedoch möglich, eine gute Vorstellung vom Leben und den Problemen der bulgarischen Gemeinschaften im nahen Ausland zu bekommen.
– Voice-bg (http://voice-bg.com/) präsentiert Nachrichten über Mazedonien und über die bulgarisch-mazedonischen Beziehungen. Ähnlich wie die “Die Brücke der Freundschaft” ist es ein Projekt von einer Person – dem Journalisten Petar Marchev. Viele der Artikel sind Nachdrucke von anderen Medien, wobei sich unter den Gastautoren Ivan Nikolov befindet – ein Kolumnist von Glaspress und Leiter des bulgarischen Kultur- und Informationszentrums in Bosilegrad. Die Artikel von Voice-bg stellen in der Regel einen bulgarischen Gesichtspunkt zu den Ereignissen in Mazedonien oder auf dem westlichen Balkan dar. In diesem Sinne spielen sie eher die Rolle eines Vektors, der auf Mazedonien und die Region gerichtet ist, als die einer Brücke zwischen Bulgarien und ihnen. Von Bedeutung ist ebenfalls, dass die Webseite Nachrichten aus Kasanlak und Stara Zagora widerspiegelt, wobei diese offensichtlich von diesem innerbulgarischen Winkel aus verfasst wird.
– Obzor News (http://www.obzornews.bg/) und 24rodopi (http://rodopi24.blogspot.com/) haben ihren Fokus auf Bulgarien und die Türkei gelegt. Obzor News beeindruckt mit der Reichweite seiner Artikel und der Tiefgründigkeit der darin enthaltenen Analyse. Da wird oft über internationale Beziehungen geschrieben, der Puls der regionalen Ereignisse und der europäischen Prozesse mit Auswirkungen auf unseren Teil des Kontinents verfolgt, bulgarische Kulturereignisse in der Türkei widergespiegelt, über die menschlichen Beziehungen zwischen Bulgaren und Türken usw. berichtet. Die Webseite wird nur in bulgarischer Sprache verfasst, wobei sie emotionale Bewertungen und Anschuldigungen vermeidet. 24rodopi ist ein Teil der Netzwerk-Webseiten, die Neuigkeiten aus Regionen wie Shumen, Smolyan, aber auch der Türkei widerspiegeln. Die Webseite hat auch eine türkischsprachige Version, die aktuelle politische und gesellschaftliche Neuigkeiten über Bulgarien widerspiegelt. Die bulgarische Version von 24rodopi hat eine ausgeprägte Ausrichtung auf Klatschmeldungen und Polizeiberichte.
Der grenzüberschreitende Journalismus des Blogs „Die Brücke der Freundschaft“
In diesem Kontext ist der Blog „Die Brücke der Freundschaft“ bestrebt, die Darstellung des Nachbarn in den rumänischen bzw. bulgarischen Medien ausschließlich unter dem nationalen Blickwinkel zu überwinden. Heutzutage reicht es nicht aus, Artikel westlicher Medien über Rumänien oder Bulgarien nachzudrucken, um zu glauben, dass wir verstehen, was dort vor sich geht. Als Nachbarn sollten wir einen eigenen Mehrwert haben, wenn es um das Verständnis für unseren Nachbarn geht und ihn mit unseren eigenen Augen betrachten.
Die Augen, mit denen sich Rumänen und Bulgaren betrachten, sind oft mit Stereotypen, Klischees oder Desinteresse gefüllt, die in der Vergangenheit aufgedrängt wurden und in beiden Ländern regelmäßig von politischen Lobbys benutzt werden. Der Blog stellt sich jedoch das Ziel, auch ein systematisches Medienexperiment zu sein, aus bulgarisch-rumänischer Sicht über die Welt nachzudenken.
Das Öffnen zum Nachbarn, das Verlassen der engen Landesgrenzen ruft eine ständige Erfordernis hervor zu überdenken, wer wir und wer die anderen in der sich verändernden Welt sind. Und darin besteht das Wesen der Veränderung und Modernisierung. Wenn man diesen Weg bestreitet, ist es unmöglich nicht zu bemerken, dass es eine Gemeinschaft von Rumänen und Bulgaren gibt, die untereinander grenzüberschreitende Beziehungen aufbauen. Neben allem anderen spiegelt der Blog gerade die Aktivitäten dieser grenzüberschreitenden Gemeinschaften wider.
In den Blog-Publikationen ist kein investigatives Element enthalten. Es gibt jedoch eine Neuerung – es werden spezifische Themen und Gesprächspartner dar- bzw. vorgestellt, die in anderen Medien nicht anzutreffen sind. Gesucht werden der Sinn, die Entwicklung, die Werte und der gesellschaftliche Wandel in der Herangehensweise an die Themen, selbst wenn es um Politik geht, in der es schwierig ist, dass unterschiedliche Menschen eine gemeinsame Position haben. Die Leistung des Blogs besteht nicht in der Nutzung einer komplizierten Software und Programmierkenntnissen für die Datenverarbeitung, sondern im kreativen Geist der Autoren, in der Fertigkeit, kritisch zu denken und eine Idee auf der Grundlage der Fakten überzeugend und effektiv auszudrücken.
Der Blog popularisiert Beispiele für den sozialen Wandel in unseren beiden Ländern: das rumänische Theater, die Sommerschule „Telchu“ für Sozialwissenschaften in einer Dorfgemeinde, die kostenlose Wanderroute durch Ruse, die traditionellen Radtouren (300 Teilnehmer) und das internationale Straßenrennen Ruse – Giurgiu (250 Teilnehmer) sowie andere Initiativen.
Der Blog enthält Interviews mit rumänischen und bulgarischen Diplomaten und EU-Abgeordneten, Hochschullehrern für Sozialwissenschaften, mit Intellektuellen und Künstlern, Sportexperten, Arbeitsrechtlern und Programmierern. Im Blog veröffentlichte Interviews wurden außer von Bulgaren und Rumänen auch von Riccardo Petrella – dem ehemaligen Berater von Jacques Delors in der Europäischen Kommission, von Ronald Young – dem Berater für gutes Management und Sammler bulgarischer Gemälde, von Johan Galtung – einem Menschen mit einem bedeutenden Beitrag hinsichtlich der Theorie zur Lösung von Konflikten und des Friedens in den internationalen Beziehungen und von Reza Davari – dem angesehenen iranischen Philosophen und Präsidenten der Iranischen Akademie gegeben.
Neben Autorentexte des Bloggründers sind darin Veröffentlichungen von bulgarischen und rumänischen Journalisten, Hochschullehrern und Experten für internationale Beziehungen enthalten. Der Blog enthält Präsentationen, Video-Material (von Diskussionen, Pressekonferenzen) und Audiointerviews, die mit Untertiteln in die englische, rumänische bzw. bulgarische Sprache übersetzt sind.
Hauptthemen der Artikel sind: die rumänische Korruptionsbekämpfung, internationale Beziehungen in der Schwarzmeer- und Donauregion sowie in Osteuropa, Proteste und Zivilgesellschaft in Rumänien und Bulgarien, bulgarisch-rumänische Kulturereignisse im grenzüberschreitenden Gebiet Ruse-Giurgiu, rumänisches Theater und rumänisches Kino, Bulgaren in Rumänien (und in der Republik Moldau), soziale Rechte, bulgarisch-rumänische Beziehungen.
Angaben zu den Besucherzahlen des Blogs
Der Blog „Die Brücke der Freundschaft“ wurde am 19. September 2015 ins Leben gerufen. Ende Januar 2019 gibt es 553 Artikel und über 89 000 Impressionen. Davon sind 37 200 Impressionen aus Rumänien (42%), 36 500 Impressionen aus Bulgarien (41%), 3680 Impressionen aus den USA (4%), 2000 aus Großbritannien (2,2%), 1 750 aus Deutschland (2%) und 950 – aus der Republik Moldau (1%). Die Webseite wird häufig von Ländern wie Italien, Frankreich, Griechenland, Polen, Kanada, Belgien und Österreich besucht.
30 800 Impressionen (34,6%) stammen von Facebook. Weitere 22 000 Impressionen (24,7%) stellen Suchmaschinen-Verkehr dar. Nahezu 9900 Impressionen (11%) stammen von einem Link von der rumänischen Webseite Gândul. Etwas mehr als 1000 Impressionen (1,1%) kamen vom WordPress-Reader – einem Service, den nur angemeldete Benutzer dieser Plattform nutzen.
Die Angaben zeigen, dass das Blog am Leben ist, denn es gibt ständig Suchmaschinen-Besuche, unabhängig davon, ob es neue, in den sozialen Netzwerken geteilte Artikel gibt oder nicht. Offensichtlich sind Rumänien und Bulgarien die hauptsächlichen Länder, in denen er gelesen wird. Aber er hat viele Leser in den EU-Ländern und in diesem Sinne hat er die Rolle einer Brücke nicht nur zwischen Rumänien und Bulgarien, sondern auch zwischen diesen beiden Ländern und dem übrigen Teil Europas und der Welt inne. Die Perspektiven des Blogs sind mit der Erweiterung von dessen Leserkreis in Rumänien und Bulgarien sowie mit dem Anbieten von mehr englischsprachigen Inhalten verbunden. Anfang 2019 wurde im Blog der erste Artikel in deutscher Sprache veröffentlicht und seit 2017 gibt es auch Veröffentlichungen in serbokroatischer Sprache.
Der meistgelesene Artikel des Blogs hat über 20 000 Impressionen in rumänischer Sprache und widmet sich dem Diebstahl rumänischer Autos in Bulgarien – ob es sich dabei um ein Mythos oder die Realität handelt. Der Artikel basiert auf Informationen des bulgarischen und rumänischen Ministeriums des Innern, von Eurostat, auf Zeugenaussagen von Rumänen, die Bulgarien wiederholt besucht haben.
Der meistgelesene Artikel in bulgarischer Sprache hat 14 800 Impressionen. Dieser ist ein Nachdruck der Analyse des Chefredakteurs der rumänischen Webseite der Bürgerbewegung „Reines Rumänien“, Lucyan Davidescu, der behauptet, dass das ausländische Kapital in Ländern wie Polen, Rumänien und Bulgarien den größten Rückfluss seiner Investitionen in der gesamten EU verzeichne und demzufolge die Kritik an den Völkern Mittel- und Südosteuropas, faul und wenig produktiv zu sein, nicht berechtigt sei.
Unter den gelesenen Artikeln befinden sich auch “Ein Tag in einer finnischen Schule” (6800 Impressionen in bulgarischer Sprache) – eine Reportage einer Journalistin der rumänischen Zeitschrift “Decât o Revista”; der ursprünglich in der Zeitschrift „Wirtschaft“ erschienene Artikel “Rumänien und Bulgarien – der Vergleich bringt die Wahrheit hervor“, der verschiedene Wirtschaftsindikatoren beider Länder vergleicht (2 400 Impressionen in rumänischer Sprache); das Interview mit dem rumänischen Analysten Dumitru Bortzun über die Identität der „Partei der jungen Leute“ in der rumänischen Politik – die “Union zur Rettung Rumäniens” (1500 Impressionen, ein Artikel, der einzig und allein im Blog erschienen ist) und der Artikel aus der Zeitung „Adevărul“, in dem erklärt wird, warum bulgarische Gärtner in Rumänien “Serben” genannt werden (615 Impressionen in bulgarischer und 590 Impressionen in rumänischer Sprache). Nahezu 650 Impressionen in bulgarischer Sprache zählt der Artikel des rumänischen Politologen Sorin Ionita über die mittelalterlichen Beziehungen zwischen Welschen und Bulgaren.
Im Dezember 2017 veröffentlichte der Blog ein digitales Buch über die rumänisch-bulgarischen Beziehungen auf dem Gebiet der Verkehrsanbindung und der außenpolitischen Verbindungen mit dem Titel “Die schwierige Zusammenarbeit”. Das Buch wurde auf der Webseite des Instituts für Wirtschaft und internationale Beziehungen in Sofia nachgedruckt. Allein aus dem Blog wurde es 40-mal in bulgarischer, 26-mal in rumänischer und 14-mal in englischer Sprache heruntergeladen.
Der Blog spiegelt systematisch die Veränderungen und die wichtigen Ereignisse in der rumänischen Politik und Gesellschaft in den letzten Jahren wider. Während der Parlamentswahlen in Rumänien im Jahre 2016 wurde per Text live über die Ereignisse am Wahltag berichtet, wobei auch Analysen über die rumänische Politik, Wirtschaft und Gesellschaft präsentiert wurden. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt wird eine Reihe von Artikeln zu den bulgarisch-rumänischen Beziehungen im 20. und 21. Jahrhundert realisiert.
Fazit
Gibt es “westlichen” und “östlichen” grenzüberschreitenden Journalismus, spaltet er sich in einen “globalen” und “regionalen” oder “lokalen”? Ob der grenzüberschreitende Journalismus, unabhängig seiner Ansprüche auf berufliche Objektivität, wie viele andere offiziell neutrale Institutionen und Gewerke – Kirche, Business, Nichtregierungsorganisationen, wohl eine geopolitische Ausrichtung und ein geopolitisches Programm hat? Das Phänomen ist kompliziert, bleibt jedoch in Bulgarien und Rumänien weitgehend unbekannt, wo die Medien in der Regel national ausgerichtet sind und ausschließlich die Tagesthemen und Probleme der sich konstituierenden Völker widerspiegeln. Ob Bulgarien und dessen Nachbarn wohl nicht gewinnen würden, wenn es mehr grenzüberschreitende Webseiten im Geiste der „Die Brücke der Freundschaft“ gäbe?
Diese und andere Fragen könnten sicherlich Gegenstand künftiger Untersuchungen sein. Die hier präsentierten Fakten und Analysen zeigen, dass der rumänisch-bulgarische Blog “Die Brücke der Freundschaft” eine “bodenständige” Art von grenzüberschreitendem Journalismus praktiziert. Er rühmt sich nicht mit grenzüberschreitenden Korruptionsaufdeckungen, hat jedoch nicht weniger ehrgeizige Ziele: zum gegenseitigen Kennenlernen von Rumänen und Bulgaren beizutragen, den bulgarisch-rumänischen Gesichtspunkt zu den gesellschaftlichen Realitäten zu umreißen, zum kulturellen Wandel und zur Modernisierung in beiden Völkern beizutragen, indem er Brücken für Kommunikation, Vernetzung und Zusammenarbeit zwischen ihnen öffnet. In diesem Sinne strebt der behandelte grenzüberschreitende Journalismus danach, aktuelle Themen aus dem gesellschaftlichen Leben des einen oder auch beider Länder zu untersuchen, und dessen Widerspiegelung der einen oder anderen Ereignisse und Themen birgt auch ein Potenzial für bürgerschaftliche Aktivitäten. Oft legt er den Akzent auf die Gegenseitigkeit und die gemeinsamen Räume in Politik, Wirtschaft und Kultur zwischen Rumänen und Bulgaren und versucht so, die Zusammenarbeit zwischen den Völkern zu fördern. So fügt sich der grenzüberschreitende Journalismus des Blogs „Die Brücke der Freundschaft“ in den in der EU zunehmend etablierten Geist der Verständigung zwischen Nachbarn und des Überschreitens von Grenzen ein. Wenn nach amerikanischen Lehrbüchern die Rolle des Journalismus darin besteht, denen, die unerhört bleiben, eine Stimme zu verleihen, so wird die Entwicklung des Journalismus in der EU möglicherweise zunehmend seine andere Funktion betonen – dort Brücken zu errichten, wo andere Barrieren sehen!
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Halem Verlag 2017: Grenzüberschreitender Journalismus, Handbuch zum Cross-Border-Journalismus, Ein Buch von Brigitte Alfter,https://www.halem-verlag.de/grenzueberschreitender-journalismus/(28.01.2019)
Journalism Fund 2019: About Us – Journalismfund.eu in a snapshot.https://www.journalismfund.eu/ (28.01.2019)
European Journalism Observatory 2018: Cross-Border-Journalismus: Arbeiten in internationalen Teams. Über das Buch Brigitte Alfter (2017): Grenzüberschreitender Journalismus. Handbuch zum Cross-Border-Journalismus. Köln: Herbert von Halem-Verlag https://de.ejo-online.eu/ausbildung/cross-border-journalismus-arbeiten-in-internationalen-teams (28.01.2019)
Obzor News: http://www.obzornews.bg/ (28.01.2019)
Sueddeutsche: Panama Papers. The secrets of dirty moneyhttps://panamapapers.sueddeutsche.de/en/ (28.01.2019)
Voice-bg 2019: http://voice-bg.com/ (28.01.2019)
Walker, Keith: https://keithdwalker.ca/wp-content/summaries/d-f/DeepChange.Quinn.EBS.pdf (28.01.2019)
24rodopi 2019: http://rodopi24.blogspot.com/ (28.01.2019)
Hinweis: In einer früheren Version dieses Artikels wurde fälschlicherweise angegeben, dass der Journalism Fund von Brigitte Alfter gegründet wurde, während sie in Wirklichkeit von den Vorstandsmitgliedern des Pascal Decroos Fund mit der Entwicklung beauftragt wurde.
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